ART OFF HAMBURG #3

GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG FREIER KUNSTORTE IN HAMBURG in der Barlach Halle K

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Fr, 07. – So, 16. März 2025 

VERNISSAGE: Fr.  07. 03. 2025  19:00 Uhr

 

 

 

 

Anrainer 

Dialog und Demarkation/Demarkierung 

eine kleine thematische Gruppenausstellung der xpon-art innerhalb der ART OFF #3 - der Gruppenausstellung der Hamburger Kunstorte in der Barlach Halle K 

Die xpon-art inszeniert in einem Objekt von Arne Lösekann, das 2024 in Pinneberg stand, eine kleine thematische Gruppenausstellung inszenieren, die die Arbeit des Kunstortes repräsentiert. Eine Box hinter einem Zaun, die als Bühne dient, wird Ausstellungsfläche für Anrainer der Galerie: Positionen aus der direkten Nachbarschaft des Münzviertels, aus Hamburg, weiter über das Anrainer-Bundesland Schleswig-Holstein, (Ost-)Deutschland, Europa und schliesslich Weltweit stehen für den Dialog jenseits von Demarkierungen, den die xpon-art und ihre kunstschaffenden Teammitglieder immer wieder suchen und aufspannen. 

Gezeigt werden Anrainer und Teammitglieder 

Anrainer: 

Münzviertel Günter Westphal - Hamburg Florian Huber - Housing first Schleswig-Holstein/Pinneberg Karl Boyke - Gravur im Gedenken Deutschland (Leipzig) MadeByUs - Hyperreale Flora - Ambivalenza II Europa (Griechenland) Vasso - Me Weltweit (USA) Gregory Eltringham – Trump and Virtual Experience 

Team: 

Arne Lösekann [eine box für Karl] Gerald Chors the horizon is a matter of balance Kateryna Kozlova Erde Paolo Moretto Neighbourhood René Scherr Nicht in meiner Welt Shia Vaders Siggi Mel Johns Heimkind 

GÜNTER WESTPHAL, Künstler von Herzen, Gründungsmitglied der KX Kunst auf Kampnagel, und mit seiner Arbeit schon immer dem Sozialen und der sozialen Skulptur verpflichtet, ist mit seinem KuNaGe (Kunstlabor naher Gegenden) lange Jahre die Seele und treibende Kraft des Münzviertels. 

Das Objekt von FLORIAN HUBER macht deutlich, dass die neugierige Pose der Taube, die ihren Kopf aus dem Karton steckt, nicht nur den Verlust der einst so bedeutenden Rolle symbolisiert, sondern auch die Fragilität und Verlorenheit, die viele von uns in einem urbanen Umfeld empfinden. 

KARL BOYKE, Bildhauer, Maler und Kurator, war die Kunst ein Anliegen; er machte sie nicht nur, er sprach über sie und setzte sich für sie ein. 

Wie ARNE LÖSEKANN, Installationskünstler und Gründungsmitglied der xpon-art, engagierte er sich im Vorstand des Berufsverbandes der Bildenden Kunst, der eine in Schleswig-Holstein, der andere inHamburg. Letztes Jahr plante er noch eine Rede zur Kunst in der Box von Lösekann im Rahmen der Ausstellung „Zaungeflüster“ des kulturwerk sh - kurz vorher verstarb er überraschend. Sein Wirken aber hat sich eingebrannt. Eine Lasergravur in der Box verweist auf ihn. Die Ausstellung „Anrainer“ nimmt auch Bezug darauf, das die xpon-art in vergangenen Ausstellungen das Vermächtnis verstorbener Künstler thematisierte. 

MADE BY US – Radioaktive Strahlung in Deutschland und Japan ist ein medienreflexives künstlerisches Projekt von Saori Kaneko und Richard Welz aus Leipzig zum Thema Freisetzung von Radioaktivität in der Umwelt. Die Arbeiten HYPERREALE FLORA – AMBIVALENZA II zeigen Landschaftsformationen rund um Ronneburg, wo zwischen 1946 und 1990 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR Uran für die sowjetische Atomindustrie gefördert wurde – einst der weltweit viertgrößte Uranproduktionsstandort. Zudem thematisieren sie die Region Fukushima in einem Umkreis von 60 Kilometern um das Kernkraftwerk Fukushima Dai-Ichi. Beide Orte verbindet die Auseinandersetzung mit Aufräumarbeiten, dem Umgang mit nicht verwertbarem radioaktivem Material und letztlich die Problematik der Entsorgung. Den Prozess der landschaftlichen Umformung wurde mittels des Cliché-verre-Verfahrens – einer Technik, bei der eine Zeichnung auf Fotopapier übertragen wird – verarbeitet.  

VASSO TZOUTI mobilisiert das Groteske, um unsere Aufmerksamkeit auf die Akte des Widerstands gegen die immer stärker werdende Verantwortung für die Konformität von Körpern mit normativen Standards zu lenken: Äußerlichkeiten, Praktiken und Begehren werden alle streng kontrolliert. Ihre „Monster“ bieten das Versprechen von Widerstand und Trotz. Das Vergnügen wird, ebenso wie die Widerspenstigkeit, zu einer revolutionären Form des Widerstands: Tzoutis Monster verkörpern die Freiheit, hegemoniale Regeln durch Praktiken der Lust zu missachten. Sie lebt und arbeitet in Athen, Griechenland. 

In den letzten Jahren hat sich GREGORY ELTRINGHAMs Malerei auf die hässlichen Schattenseiten konzentriert, die in seinem Heimatland in der Trump-Ära voll zum Vorschein gekommen sind: die toxische Männlichkeit, die Verleugnung von Tatsachen, das Groteske, das Absurde und die falsche Moral. Während sich die allgemeine Praxis in der Auseinandersetzung mit dem Erbe und der Relevanz der Malerei im Bewusstsein der Gegenwart und ihrer Umstände in Beziehung zu historischen Vorbildern positioniert, hinterfragt Eltringham weiterhin die Meinung, dass die zeitgenössische Malerei nicht in der Lage sei, den Moment auszudrücken. Er sagt: "I understand the argument, but I don’t buy it." Eltringham ist Professor für Malerei in Savannah, Georgia. 

Inspiriert von Oleksandr Dovzhenkos Film „Erde“, bald 100 Jahre alt, erinnert KATERYNA KOZLOVA an das sinnstiftende Element der Kunst als einen Ort der Zusammenkunft, der von Kraft geprägt ist und wo Energien im einfachen, irdischen entstehen. Bäume und drei Kühe symbolisieren den Kreislauf des Lebens und die ständige Erneuerung, stehen für drei Generationen und die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auf der Leinwand als untrennbare Einheit betrachtet. Wie vor bald 100 Jahren die mystische Verbindung des ukrainischen Volkes mit dem Land. Erde.

Die Natur entwickelt sich, trotz der Demütigung durch den Menschen, immer weiter und passt sich ihrer Umgebung an. Dieser jedoch hat immer wieder Freude daran, zu begrenzen und Grenzen zu ziehen. PAOLO MORETTO beobachtet seine Umgebung sehr genau - lässt es sich aber nicht nehmen, seinen scharfsinnigem Witz mit spielerischer Leichtigkeit zu verbinden. 

GERALD CHORS Arbeit „the horizon is a matter of balance“ zeigt einen Teil Hamburgs, der inmitten des Wattenmeeres vor Cuxhaven liegt: Neuwerk. Sie thematisiert, bei aller Poesie in den Bildern, aber auch die Grenzen dessen, was man sehen kann. Auf Neuwerk und in Cuxhaven weiss man: Im Pril schwimmen kann man längst nicht mehr. Die Fahrten mit der Kutsche zur Insel gehören auf Sicht der Vergangenheit an, da sie zunehmend steckenbleiben. Das Watt verändert sich. Wenn Hamburg kein Stadtstaat wäre und nicht immer wieder damit drohen könnte, den Elbschlick aus der Elbvertiefung auf Hamburger Staatsgebiet zu verklappen, bliebe offen, ob Schleswig-Holstein und Niedersachsen weiterhin zustimmen würden, für 7€ pro Tonne die Sedimente weiter hinten in die Nordsee zu kippen. 

SHIA VADERS wollte nie nach Hamburg-Eppendorf. Am Hafen gefiel es ihr besser. Ihr Sohn verknallte sich mit 10 rettungslos in die Nachbarstochter, die nach Eppendorf zog und als per Zufall eine Wohnung im selben Haus frei wurde, zog sie hinterher. Irgendwie ist sie dort hängengeblieben. Dort begegnete sie vor 25 Jahren Siggi. Im Tal der chirurgisch optimierten Puppen, ist er der bunte Vogel, der sich mit schlafwandlerischer Sicherheit souverän zwischen Perlenketten und Pelzjäckchen bewegt. Besser als sie. Er wohnt mit ihnen Tür an Tür und sie hassen ihn dafür. Er ist ihr Landungsbrücken in diesem Quartier. 

MEL JOHNS portraitierte unseren Nachbarn Alex Heimkind, dem Betreiber des OZM Hammerbrooklyn Exponat. 

Das Objekt „Nicht in meiner Welt“ von RENÉ SCHERR besteht aus Resten von Transportkisten, Relikten eines globalen Handels, der von Effizienz, Profitmaximierung und Machtgefällen geprägt ist. Die Schriftzüge auf den Oberflächen erinnern an Werbelogos, enthalten jedoch Begriffe, die zentrale Narrative des globalen Handels reflektieren. Die Anordnung folgt einem Prinzip: Zukunftsvisionen stehen auf dem Kopf, während die ökonomischen Realitäten lesbar bleiben. Die Kisten symbolisieren einen Handel, der Ungleichheit verstärkt – während multinationale Konzerne von Skaleneffekten profitieren, bleiben Erzeuger:innen oft in Abhängigkeit und wirtschaftlicher Unsicherheit. Der Titel verweist auf die Verdrängung dieser Realitäten und die Ablehnung eines profitorientierten Systems. Das Objekt kommentiert die Ambivalenz zwischen ethischem Bewusstsein und ökonomischer Praxis und zeigt, dass Ignoranz selbst eine Haltung ist.